Alexander von Humboldts Werk erfuhr in den letzten Jahrzehnten eine erstaunliche Neubewertung. In den 1980er Jahren begann seine Entdeckung als Ökologe, und gegen Ende des 20. Jahrhunderts sprach man in Lateinamerika und Europa vom »Vordenker für das 21. Jahrhundert«.
Humboldts Wissenschaft war eine politische Wissenschaft. Während seiner Expedition in die Tropen der Neuen Welt (1799–1804) erlebte er die Schattenseiten des europäischen Kolonialismus und übte fundamentale Kritik. Seine Klimastudien waren weltweit wegweisend. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts erkannte er, dass der Mensch das Klima verändert und dadurch künftige Generationen gefährdet. Seine Schriften sind geprägt vom Respekt gegenüber den Kulturen der Welt. Humboldts »Kosmos« (1845–1863) war der bewundernswerte Versuch einer Synthese von Wissenschaft, politischem Verantwortungsbewusstsein und ästhetischem Anspruch. Heute – in einer Zeit der Infragestellung demokratischer Werte und der Suche nach Orientierung – kann sein »Weltbewusstsein« dazu beitragen, bewährte Einsichten zu bestätigen und neue Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen.
Frank Holl ist Wissenschaftshistoriker und Kurator zahlreicher Ausstellungen zu Alexander von Humboldt in Lateinamerika, Deutschland und Spanien. Von 2008 bis 2018 war er Leiter der Münchner Wissenschaftstage. 2009 wurde sein Buch Alexander von Humboldt – mein vielbewegtes Leben zum »Historischen Buch des Jahres« durch die Zeitschrift »Damals« gewählt. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, darunter den Preis für eines der best-edierten Bücher Spaniens und 2018 den Grüter-Preis für Wissenschaftsvermittlung.
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