Mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz scheinen menschliche Intelligenz und Kreativität zunehmend ersetzbar zu werden. Werden die schönen Künste durch KI ersetzt? Die Filmbranche ist beunruhigt über eine sich anbahnende künstliche Darstellung. Mit Machine Learning und Chatbots ist die KI längst im Alltag aller Menschen angekommen. Was ist überhaupt KI? Was kann sie und wo liegen ihre Grenzen? Einerseits eröffnen KI-Algorithmen neue Durchbrüche in Technik, Wissenschaft und Medizin. Komplexe Abläufe in Wirtschaft und Gesellschaft sind ohne algorithmische Steuerung nicht mehr zu bewältigen. Andererseits führen Daten- und Informationsüberflutung (Big Data) zu Täuschung und Manipulation. Wenn menschliche Fähigkeiten zunehmend durch Algorithmen ersetzt werden, was bleibt dann noch als authentischer Kern von uns Menschen? Seit alters her wurde Kunst als freie Entfaltung menschlicher Kreativität betrachtet. Dabei kann und wird sie sich der KI bedienen. Dazu sollte sie sich aber auch der Möglichkeiten und der Grenzen dieser Technik vergewissern – theoretisch, praktisch, ethisch. KI, so das Plädoyer des Vortrags, muss sich am Ende als Instrument verantwortlichen Handelns erweisen. K.M.
© Udo Keller Stiftung Hamburg,
Klaus Mainzer
Klaus Mainzer ist Emeritus of Excellence der Technischen Universität München (TUM), seit 2020 Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg und Mitbegründer und Seniorprofessor des Carl Friedrich von Weizsäcker Center der Universität Tübingen. Nach Professuren in Konstanz und Augsburg hatte er bis 2016 den Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der TUM und leitete dort die Carl von Linde Akademie. Bekannt wurde er als Autor zahlreicher Bücher über komplexe dynamische Systeme und Künstliche Intelligenz.
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Die Vortragsreihe:
Die Wahrheit der Kunst in Zeiten der Täuschung
Literaten und Künstler galten seit der Antike als visionäre Seher, aber auch als Betrüger und Täuscher. Von Homer bis Platon wurden Dichter als Lügner bezeichnet, und die Kunstfertigkeit des Malers Zeuxis sollte die Anekdote belegen, dass die Vögel an den Trauben auf einem von ihm gemalten Bild pickten. Die Kunst, das Auge zu täuschen, »trompe l’œil«, zieht sich in vielen Formen durch die Jahrhunderte. Dieser Sicht steht die Vorstellung gegenüber, dass Kunst eine Wahrheit vermittelt, die nicht mit den Wahrheiten der Wissenschaften oder des Alltags korrespondieren müsse, Kunst sei eine eigene Form der Erkenntnis beziehungsweise des Vollzugs von Wahrheit. Bildende Kunst, Literatur, Theater, Oper oder Film eröffnen demnach im Rahmen von Fiktion und Vision einen Zugang zu einer den Kunstwerken immanenten, durch menschliche Kreativität aufgezeigten Wahrheit.
Mit KI und Deepfake sowie in Zeiten »alternativer Fakten« und Postfaktizität müssen die Fragen nach Wahrheit und Täuschung der Kunst neu gestellt werden. Künstliche Intelligenz schreibt inzwischen Romane, malt Bilder und produziert Fotografien sowie Filme, die schon jetzt vielfach nicht mehr als Produkte von Maschinen erkannt werden können. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste, zu deren Aufgaben Pflege und Förderung der Künste zählen, geht diesen Fragen in einer neuen Vortragsreihe nach. Welche Wahrheit hat Kunst bislang vermittelt und wie steht es damit heute? Gehen geläufige Formen einer Wahrheit der Kunst verloren? Müssen wir uns an KI-Kunst nur gewöhnen und andere Formen von Kreativität oder Authentizität akzeptieren? Aus dem Blickwinkel von Philosophie, Kunst und Literatur, von Theater, Fotografie, Architektur, Informatik und Mathematik werden Thematik, Probleme und Bedeutung einer Wahrheit der Kunst in Zeiten der Täuschung beleuchtet.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz, Max-Joseph-Platz 3, Platzkarten vergeben.