Architektur als Symbol
Im Juni 2018 gewinnt der Entwurf des Architekten Peter Haimerl den Wettbewerb mit einer unkonventionellen Idee. Ein filigraner Glaspavillon wird überwölbt von einem Geflecht aus Edelstahlrohren – eine Referenz an die Weidenbäume als Grundmaterial der Korbflechterei, die jahrhundertelang Erfolgsrezept für die Entwicklung von Lichtenfels war. Der Entwurf verbindet Tradition und Innovation, Natur und Architektur, sowie Innen- und Außenraum und öffnet sich so dem Marktplatz und allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt.
Die Idee ist ambitioniert und bringt in den folgenden Jahren alle am Bau Beteiligten dazu, neue, bisher unbeschrittene Wege zu suchen, um die Umsetzung möglich zu machen. Dabei durchläuft der Entwurf zahlreiche Veränderungen.
„Wir haben das Grundmotiv der Weide, der Korbflechterei in eine 3D-Struktur verwandelt.“ Peter Haimerl
Letztendlich besteht das Gebäude aus einem Glasbau, überwölbt von zwei Weiden aus Stahl. Die metallenen Äste der 12 Meter hohen Weide beugen sich bis zum Boden herab und bilden in Analogie zu den Arkaden historischer Städte einen lichten Stadtraum.
Architekt Peter Haimerl konzentriert sich auf Projekte, die die Grenzen konventioneller Architektur überschreiten. Er verfolgt dabei ganzheitliche Konzepte, die verschiedenste Expertinnen und Experten einbinden und Architektur mit Bereichen der Soziologie, Kunst, Politik und der digitalen Welt fusionieren lassen.
Programmüberblick:
Freitag, 26. September, Archiv der Zukunft, Lichtenfels
14.00 Uhr: Begrüßung
14.30 Uhr: Führung durchs Haus mit Peter Haimerl und Stefan Mehl
15.00 Uhr: Vortrag von Paul Eis: Neue Nutzungen für Einfamilienhäuser
16.00 Uhr: Der Keller auf dem Dach. Rolf-Bernhard Essig: Text, Franz Tröger: Musik
17.00 Uhr: Artist Talk mit Susi Gelb
20.00 Uhr: Eröffnung der Licht- und Videoinstallation von Susi Gelb
20.30 Uhr: Performance von Edith Buttingsrud Pedersen
22.00 Uhr: DJ-Set von Gudrun Gut, LIVE
Detailliertes Programm:
14.00 Uhr
Begrüßung:
Gertrud Moll-Möhrstedt, Kuratoriumsmitglied der Friedrich-Baur-Stiftung
Andreas Hügerich, Erster Bürgermeister der Stadt Lichtenfels
Stefan Mehl, Geschäftsführer des Archivs der Zukunft Lichtenfels
Günter und Robert Hofmann, Initiatoren Archiv der Zukunft Lichtenfels
Peter Haimerl, Salome Kammer und Axel Tangerding, künstlerische Leitung des Festspiels der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München
14.30 Uhr
Führung durchs Haus mit Peter Haimerl und Stefan Mehl sowie Vorstellung der Stadtplanungsvisionen unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.
15.00 Uhr
Vortrag von Paul Eis, Architekt: Neue Nutzungen für Einfamilienhäuser
© Privat,
Paul Eis
Kleinstädte wie Lichtenfels bergen unerwartetes urbanes Potenzial – nicht nur in den Zentren, sondern gerade in den meist monotonen Wohnsiedlungen. Lichtenfels wird zum Prototyp eines Gedankenexperiments, das Paul Eis gemeinsam mit Victoria Holzinger entwickelt hat und zeigt, mit welchen Tools eine lebendige Nachverdichtung gelingen kann – ohne auch nur einen Quadratmeter zusätzlich zu bauen.
16.00 Uhr
Rolf-Bernhard Essig: Text
Franz Tröger: Musik
Der Keller auf dem Dach.
Vier Texte, drei Inventionen und ein Kanon in Form eines Weidenkorbs
© Felix Hackerkleiner; Georg Pöhlein,
Rolf-Bernhard Essig (l.); Franz Tröger
Speziell für das Archiv der Zukunft entstand dieses Geflecht aus heiteren Haus-Geschichten, Spieluhrklängen und einem in sich kreisenden, leicht versetzten Gesang. In der Korbform der verflochtenen Teile verfangen sich mit Glück wie in einer Reuse die drei Zeitebenen des Gebäudes und manches mehr.
17.00 Uhr
Artist Talk mit Susi Gelb
Archeology of the Future
Die multimediale Installation aus Skulpturen und großformatigen Videoinstallationen der Künstlerin Susi Gelb bespielt den Innenraum des Archivs der Zukunft und erstreckt sich auch in den davor liegenden Stadtraum. Die Kunstintervention greift Themen der Architektur Peter Haimerls auf, wie den Gegensatz zwischen Positivraum und Negativraum, sich durchschneidende Volumen und die Bohrkerne, die die Kellerwände bilden. Die Kunst verändert die Raumwirkung und lenkt den Blick; durch die räumliche Staffelung entsteht eine sehr dichte Atmosphäre und ein ganz eigener Klang. Die bohrkernartigen, teils eingefroren erscheinenden Güsse führen ein gewisses Eigenleben und stehen da wie archäologische Fundstücke, während die Videos einen immersiven Sog entfalten.
© Neleka,
Susi Gelb
Susi Gelb ist Bildende Künstlerin und lebt in Berlin und München. Ihre Praxis ist konzeptuell und alchemistisch im Umgang mit Materialien und Prozessen. Dabei entstehen Objekte, Versuchsanordnungen und landschaftliche Projekte im öffentlichen Raum. Ausgangspunkt ist die fließende Grenze zwischen Ökologie und Technologie, zwischen Wissen und Geheimnis. Im Atelier forscht sie wie eine Alchemistin. Außerhalb des Ateliers schafft sie Landschaften und verändert räumliche Situationen. Susi Gelb lässt sich von ihrer physischen und persönlichen Verbindung zu Materie, Organismen und Pflanzen inspirieren. Ihre Skulpturen arbeiten mit erdigen, steinigen und erstarrten Materialien und insbesondere mit solchen, die scheinbar ausgegraben wurden und Spuren eines vergangenen Lebens tragen. Sie überschreiten den intuitiven Horizont bis an die technologische Grenze und lassen Zeit zu Raum werden. Erdschichten, sandige Oberflächen, Flüssigkeiten und verschiedene Harzfarben vermischen sich miteinander. Es gibt immer ein Wechselspiel zwischen dem Sichtbaren und dem Verborgenen. Das Eintauchen kann sanft, zerbrechlich und manchmal auch gewalttätig sein.
20.00 Uhr
Eröffnung der Licht- und Videoinstallationen von Susi Gelb
20.30 Uhr
Performance von Edith Buttingsrud Pedersen x Susi Gelb
Edith Buttingsrud Pedersen
Um 20.30 Uhr wird die Installation von Susi Gelb durch eine Performance aktiviert, die skulpturale, tänzerische und musikalische Elemente verbindet. In einer Kollaboration zwischen Susi Gelb und der Tänzerin und Choreographin Edith Buttingsrud Pedersen entsteht eine Symbiose zwischen den skulpturalen und filmischen Werken und den Körpern der drei Tänzerinnen. Die Grenzen zwischen Körper, Material, Architektur und Raum werden durchlässig und beleben sich gegenseitig. Material wird bewegter Körper, Skulptur wird Klang und Raum wird Dunst. In Edith Buttingsrud Pedersens Choreographien geht es um das Spannungsfeld zwischen dem intuitiven und dem disziplinierten Körper und die Fä- higkeit des Körpers zu immer neuen Metamorphosen. Ediths Choreografien zielen darauf ab, einen Sinn für Empathie und ein Gefühl von „wir“ hervorzurufen. Ihre Arbeit ist eine kontinuierliche Forschung, die verschiedene Perspektiven zu Themen wie Instinkt, Identität, sozialen Konstrukten und Mitgefühl entwickelt.
22.00 Uhr
Gudrun Gut, LIVE DJ-Set
© Mara von Kummer,
Gudrun Gut
„Gudrun Gut ist eine Künstlerin, die viele Leben hatte und immer noch hat: von der Mitwirkung in legendären Bands wie den Einstürzenden Neubauten, Mania D. und Malaria! bis hin zu ihren Solo-Acts, immer mit einem offenen Auge für Experimente und immer neugierig und bereit, sich selbst weiter voranzutreiben.“ (Ludovica Abdinur, Januar 2023 – Metal Mag) Gudrun Gut ist seit 1979 in der Berliner Musikszene aktiv und Teil von verschiedenen Bands und Projekten (Gut und Irmler, Malaria!, Matador, Mania D., Einstürzende Neubauten, Davies/Gut, Greie Gut Fraktion, Monika Werkstatt, Solo als Gudrun Gut). 2019 erhielt sie den „Listen to Berlin Award“ für Förderung und Entwicklung der Berliner Musikszene. Gudrun Gut steht weiterhin auf der Bühne mit einer pulsierenden AV-Performance.
Archiv der Zukunft
Marktplatz 2
96215 Lichtenfels
info.klammeraffe.archivderzukunft-lichtenfels.de
Tel. +49 (0)9571 896 5249