Rainer Maria Rilke: Duineser Elegien. Jeder Engel ist schrecklich
Freie Rezitation von Franziska Walser und Edgar Selge
Begrüßung: Ulrich Bauer-Bornemann, Steinmetz- / Bildhauermeister, Vorsitzender Freundeskreis St. Johannis
Die berühmtesten Verse der „Duineser Elegien“ hat Rilke gehört, bevor er sie schrieb. Nach eigener Aussage bekam er den Anfang seines großen Gedichts von einer fremden Stimme diktiert. Im Januar 1912 war er Gast der Fürstin Marie von Thurn und Taxis in deren Schloß Duino an der Adriaküste. Ein Spaziergang führte ihn eines Morgens auf einen schmalen Weg über Felsen, die mehr als 60 m steil ins Meer abfielen. Da war ihm plötzlich, so gibt die Fürstin Rilkes Bericht wieder, „als ob im Brausen des Sturmes eine Stimme ihm zugerufen hätte: ‚Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?’ Lauschend blieb er stehen. ‚Was ist das?’ flüsterte er halblaut, …,was ist es, was kommt?’“ Es kam – noch am selben Tag – die ganze erste Elegie, kurz darauf erfolgte die Niederschrift der zweiten. Dann aber häuften sich die langen Phasen der Schreibkrise. Insgesamt zehn Jahre lang kämpfte Rilke, zunehmend verzweifelt, um die Vollendung der Elegien. Sie gelang Anfang Februar 1922 in einer Art Inspirationsrausch an seinem letzten Lebensort, Schloss Muzot im Wallis. Manfred Koch
© Karin Rocholl,
Franziska Walser und Edgar Selge
Edgar Selge gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern Deutschlands. 1948 geboren, wuchs er im ostwestfälischen Herford als Sohn eines Gefängnisdirektors auf. Seine Schauspielausbildung schloss er 1975 an der Otto Falckenberg Schule in München ab. Zuvor studierte er Philosophie und Germanistik in München und Dublin sowie klassisches Klavier in Wien. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt für seinen Monolog als François in Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ mit dem Theaterpreis Faust und als Schauspieler des Jahres
Die prominente Otto-Falckenberg-Absolventin Franziska Walser gehörte von 1976 bis 2001 fest dem Ensemble der Münchner Kammerspiele an. Dort arbeitete sie mit berühmten Regisseuren wie Dieter Dorn, Thomas Langhoff und Hans Lietzau. Seit 2002 widmet sie sich eigenen experimentellen Inszenierungen oder freien Theaterprojekten. 1991wurde Franziska Walser mit dem Bayerischen Filmpreis für die Beste Schauspielerin in Franz Seitz‘ Inszenierung „Erfolg“ ausgezeichnet. Für „Ein halbes Leben“ von Nikolaus Leytner bekam sie 2010 den Adolf-Grimme-Preis sowie eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis als Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle.
Kulturraum St. Johannis Bamberg
Oberer Stephansberg 7
96049 Bamberg
kulturraum.klammeraffe.johanniskapelle-bamberg.de